Brot ist mehr als Brot.
Brot ist mehr als Brot.
Brot ist, was wir brauchen:
Nahrung, Kleidung und ein dach,
Arbeit und Gesundheit.
Brot sind Freunde, die man hat.
Täglich Brot macht satt.
So singen wir oft in unseren Gottesdiensten. Denn wir wissen, dass „Brot“ tatsächlich eine Chiffre für alles Lebensnotwendige ist; wohl deshalb sagt Jesus: Ich bin das Brot des Lebens. Auch wenn das für viele Menschen heute nur noch schwer einsichtig ist: Wir glauben, dass Jesus notwendig zu unserem Leben gehört, wie Brot eben.
Und weiter glauben wir, dass das Brot der Eucharistie ein Zeichen dafür ist, dass Jesus als unser Gegenüber im Gottesdienst gegenwärtig sein will, so wie er ja überall dort ist, wo Menschen in seinem Namen versammelt sind.
Es trifft sich gut, dass mir fast gleichzeitig das Bild von dem Brotlaib in die Finger fiel und außerdem ein Artikel in der lesenswerten Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“. Welche ein Genuss ein Brotlaib ist, sieht man dem Bild geradezu an. Und in dem Artikel wird gesagt, dass in Ägypten bereits vor 4500 Jahren Brot gebacken wurde, in der Westschweiz kennt man Brotspuren schon aus der Zeit um 5600 vor Christus, und der älteste Backofen steht in Anatolien, wo schon vor 5800 Brot gebacken wurde. Bevor man Brot herstellte, muss also zuerst der Backofen erfunden worden sein; denn es ist wohl nur eine Anekdote, dass einer Frau vor Jahrtausenden der Brotteig sauer geworden sei und dass sie ihn wütend auf einen heißen Stein geworfen habe, auf dem dann das unerwartete Brot gar geworden sei.
Brot spielt in Ägypten eine große Rolle, und zwar in vielen Variationen. Auch im Kult hatte das Brot seinen Platz. Die Griechen haben das Brotbacken dann von den Ägyptern übernommen, und die Römer wiederum haben aus dieser Erfahrung gelernt und ein quadratisches Brot gebacken; in Rom ist wohl auch die Geburtsstätte gewerblicher Bäckereien.
Ich weiß nicht, wie viele Brotsorten es gibt, es werden Tausende sein, und die Auswahl wird immer raffinierter. Umso mehr ärgert es mich, dass meine geliebten Baguette-Brötchen in kaum einem Geschäft mehr zu bekommen sind. Dabei haben sie einen Vorteil: Auf dem Toaster springt nicht, wie bei vielen anderen Brötchen, die äußere Hülle ab und fällt auf die Erde, sondern die echten Baguette-Brötchen bleiben so ganz, wie man sie auf den Toaster legt. Mir hat kürzlich mal jemand gesagt, man müsse genau hinsehen: Wenn im Brotladen, der ja selten noch die Bäckerei ist, die Brötchen als „ofenfrisch“ bezeichnet werden, handele es sich höchstwahrscheinlich um bereits eingefrorene und wieder aufgetaute Brötchen. IN einem Supermarkt, in dem ich bisher noch meine geliebten Brötchen bekam, sagte mir heute ein Mitarbeiter: Nein, die hat unsere Firmenleitung aus dem Programm genommen.
Wie dem auch sei: Im Christentum und im Judentum hat Brot eine zutiefst geistliche Bedeutung, und wie beim jüdischen Pessach-Mahl die Matzen, also die ungesäuerten Brote geteilt und verteilt wurden, so hat es Jesus im Abendmahlssaal auch getan: Brot und Wein sind deshalb die geistlichen Grundnahrungsmittel der Christen. Gut, dass das Brot der Eucharistie seit einigen Jahrzehnten in der Regel wieder wie Brot aussieht und schmeckt.
Ein Tipp sei noch gegeben: In Ulm ist das deutsche Brotmuseum; da kann man alles über das Brot erfahren; das Museum ist ganz in der Nähe des herrlichen Ulmer Münsters. Da lohnt sich ein Besuch.
Und noch etwas: Wenn Sie sehen, dass es irgendwo noch die echten Baguette-Brötchen gibt, lassen Sie es mich wissen. Danke!
Ulrich Zurkuhlen (November 2005)