Der Monat Oktober.
Sie erinnern sich gewiss noch an das Bild des September; es war eine der Monatsbilder aus dem wundervollen romanischen Bilderzyklus in S. Isidoro in Leon in Spanien; viele Santiago-Wallfahrer besuchen nicht nur diese wunderbare Stadt mit ihrer Kathedrale, sondern dieses romanische Wunderwerk des 12. Jahrhunderts, das im Volksmund die „Sixtinische Kapelle der Romanik“ heißt. Ich bin im Juli dieses Jahres dort gewesen.
Nun der Oktober. In unseren Breitengraden hat der Oktober oft schon den Charakter eines Früh-Winters; der erste Frost, der dicke morgendliche Nebel, der kalte Wind. Auf dem Fahrrad braucht man Handschuhe. Zwar sind die ersten Tage des Oktober in sieben von zehn Jahren noch sehr mild und sonnig, und so war es auch in diesem Jahr; aber der Herbst kommt rasch ins Land. Manche Leute haben ihren Garten schon winterfertig gemacht, und der Eindruck ist nicht so abwegig, dass manche Tiere sich schon zurückziehen ins warme Winternest. Die Vögel ziehen bald zum Süden, man kann es ihnen nicht übel nehmen; auch viele Menschen, z.B. Rentner, ziehen in warme Gegenden um, zum Beispiel nach Mallorca, wo sie „überwintern“.
In S. Isidoro steht der Oktober im Bauernjahr im Zeichen der Eichelernte. Ich glaube zwar nicht, dass in Spanien die Eichen so niedrig sind, dass man die Früchte mit der Hand pflücken kann; aber der Maler hat es nett komponiert: Der Bauer erntet, mit einem dankbaren Blick zum Himmel, die Eicheln, und die Nutznießer dieser Ernte sind die Schweine. Ihre Lieblingsnahrung sind die Eicheln, und das ist für alle Schweine gut so. Ich kann mich gut erinnern, dass wir als Kinder in unserem Dorf Eicheln suchten. Wir pflückten sie natürlich nicht; denn dazu waren die Eichenbäume zu hoch, vor allem, wenn sie ein biblisches Alter hatten. Aber das war auch gar nicht nötig. ES fielen so viele Eicheln von den Bäumen, dass man sie nur händeweise aufsuchen und in Beutel oder Tüten werfen musste. Und wofür? Wir verkauften die Eicheln für ganz wenig Geld an die Bauern, und die fütterten damit tatsächlich ihre Schweine. Und wir Kinder durften dann zuschauen, wie gierig und genüsslich die Schweine ihre Leckerbissen fraßen; eigentlich war dieses Zuschauen für uns Kinder schon Löhn genug.
Wir wollen nicht vergessen, dass der Eichenbaum als der stärkste und mächtigste Baum gilt, gerade in Deutschland. Ich habe mal ein Bild gesehen, auf dem Sportler bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin als Belohnung nicht nur eine Medaille für ihren Sieg bekamen, sondern auch einen eingetopften kleinen Eichenbaum. Damals gehörte die Eiche zur völkischen Ideologie, an die wir lieber nicht erinnern. Aber auch ganz unabhängig von dieser glücklicherweise vergangenen Ideologie ist die Eiche oft in Liedern und Gedichten besungen worden. Und man muss ja auch zugeben, dass kaum ein Blatt in der Natur so auffällig und charakteristisch ist wie ein Eichenblatt. Auch die Frucht selbst unterscheidet sich von anderen Früchten dadurch, dass sie leicht erkennbar ist. Den Schweinen wird es recht sein; für sie sind die Eicheln eine jah