Das letzte Fest.
Man kann das rechnerisch gut behalten: 40 Tage nach Ostern ist Christi Himmelfahrt, 10 Tage später Pfingsten, und weitere 10 Tage, dann ist Fronleichnam. Und dann ist Schluss mit den Feiern, jedenfalls auf längere Zeit. Natürlich gibt es immer noch viele Gründe für engagierte Kirchengemeinden, das eine oder andere Fest zu inszenieren: Pfarrfest, Sommerfest, Kindergartenfest, Schulfeiern, Sommerlager usw., aber im liturgischen Ablauf ist jetzt erstmal Ruhe. Es war ja auch ganz schön anstrengend. Jedes Fest erfordert viel Vorbereitung, Planung, Einladung, Veröffentlichung vorher und nachher.
Da ich seit einem halben Jahr „Libero“ bin und jederzeit zum Einsatz bereit bin, hatte ich in den Kar- und Ostertagen ein interessantes Programm: am Gründonnerstag im Altenheim Clara-Stift den Abendmahlsgottesdienst; in Ahaus-Wessum, wo der Pfarrer erkrankt war, die Karfreitags-Liturgie; in Angelmodde, wo der Pfarrer mit Jugendlichen nach Taize gefahren war, ´den Ostermontag. Nun hatte ich mir vorgestellt, es würde ein ruhiger Ostersonntag, aber am Karsamstag rief mich gegen 17 Uhr der Pfarrer von St. Josef an: Er liege mit hohem Fieber im Bett, und ich möchte doch die Osternacht-Liturgie und eine weitere Messe mit Osterpredigt übernehmen. Es war überall wunderschön, abwechslungsreich, und überall traf ich neue, bisher unbekannte Menschen.
Nun also Fronleichnam. Im vorigen Jahr haben wir als neue Benedikt-Gemeinde ein wunderbares Fest der bisherigen drei Gemeinden gefeiert: Zunächst war der Gottesdienst vor dem Kloster der Vorsehungs-Schwestern, dann eine lange Prozession durch den Wald zur Dyckburg-Kirche; davon gibt das Bild, das Andreas Lechtarpe aufgenommen hat, einen Eindruck. Über 70 Messdiener zogen mit, und die trugen, wenn ich richtig gezählt habe, sieben Weihrauchfässer, deren duftender Rauch in die Baumkronen zog. Wahrscheinlich haben wenige Gemeinden einen so herrlichen Prozessionsweg, und gerade die vielen jungen Leute gaben der Prozession die richtige Würze.
Denn das Besondere am Fronleichnamsfest ist ja, dass das Heilige Brot, sichtbar in der Monstranz, getragen wird, und alle gehen den Weg mit. Es ist aufregend, dass an diesem Tag sich die Kirchentüren ganz weit öffnen und die Kirche dort präsent ist, wohin sie eigentlich gehört: unter den Menschen draußen. Manche Fahrrad-Touristen haben ein wenig seltsam geguckt, als sich unser langer festlicher Zug durch Feld und Wald bewegte; vielleicht sind sie ein bisschen nachdenklich geworden.
Und noch eins ist wichtig: Wir Christen gehen unseren Weg nie allein, weder den sichtbaren Weg am Fronleichnams-Fest, noch die vielen Wege, die wir sonst gehen müssen. Wir sind nicht allein, weil viele gemeinsam gehen;: jung und alt und aus ganz verschiedenen Richtungen der neuen Großgemeinde. Und Jesus Christus geht mit, und das ist uns ganz wichtig. Es ist fast wie damals auf dem Weg nach Emmaus: Die Jünger gingen, und Jesus ging, zunächst unerkannt, mit.
Wir hoffen, dass alle noch lange an das Fest denken. Und wenn der eine oder die andere eines Tages mit Kirche „nichts mehr am Hut“ hat, denkt man vielleicht doch mit ein bisschen Wehmut und Dankbarkeit an die schöne Zeit in der Gemeinschaft gleich gesinnter Christen zurück.
Schön war’s, und die Erinnerung wird bleiben!