Langobarden-Kunst
Kürzlich war ich mit meiner Schwester und einer Reisegesellschaft in Norditalien. Wir haben auch die Stadt Cividale mit ihrer wunderbaren Langobarden-Kunst besucht. Und da eines der schönsten Altar-Retabeln als Kopie an einer Hausmauer angebracht war, haben wir das Foto gemacht; im Museum der Langobarden selbst wäre das nicht möglich gewesen, denn da durfte man verständlicherweise nicht fotografieren.
Cividale liegt im Nordosten Italiens, nicht weit von der Grenze zu Slowenien entfernt. Die großen Tourismus-Straßen gehen an Cividale vorbei. Deswegen ist die Stadt nicht überlaufen, aber ein wunderbares Reiseziel. Neben der Kirche ist also ein Museum der lombardischen Kunst: Eine uralte Taufeinrichtung, eine Art überdachter Taufbrunnen, und vor allem dieser wunderbare Altar, der wohl früher mal farbig war; man versucht heute, durch entsprechende Beleuchtung dieses Farbenspiel zu wiederholen. Aber die Kopie ist natürlich nicht farbig.
An der Vorderseite des Altars ist die Darstellung des Weltenrichters, an den Seiten ist einmal die Begegnung von Elisabeth und Maria zu sehen, und dann ist da diese herrliche Anbetung der Könige. Herrlich? Eine Mitreisende meinte, die guckten ganz brummig, und auch Maria zeigt auch kein besonders glückliches Gesicht. Aber das ist unwichtig, und ich finde es gar nicht so schlecht, dass nicht alle grinsen. Das Relief ist aus dem 8. Jahrhundert, also wirklich eine sehr alte Darstellung des Themas. Neben den verschiedenen Schmuckelementen sieht man also Maria, die geradezu thront und obendrein der Thron für den Gottessohn ist, der auf dem Bild auch nicht gerade wie ein neugeborenes Baby aussieht. Aber als die Weisen aus dem Orient nach Bethlehem kamen, war das Baby wohl kein Baby mehr. Oder ist vielleicht die Zeiten-Reihenfolge nicht sowieso problematisch? War denn die „Heilige Familie“ monatelang im Stall? Haben sie sich nicht wieder nach Nazareth begeben? Und die Darstellung im Tempel am 8. Tag: Sind sie denn wieder nach Bethlehem zurückgekehrt statt in ihre Heimat? Egal. Es kommt ja auf den Sinn drauf an: Menschen kommen von weither, weil sie spüren, dass hier des Heil der Welt zu finden ist.
Und da merkt man, dass im 8. Jahrhundert bei den Langobarden auch ein bisschen Humor mitschwingt. Man beachte den armen Joseph, der ganz an en Rand gedrängt ist. Und den Engel, der eine recht seltsame Flugbewegung macht. Und die etwas steifen Weisen mit den phrygischen Mützen.
Es gibt viele Darstellungen der Szene quer durch die Jahrhunderte, aber ich finde diese uralte Darstellung besonders originell.