Mütterverein
Nein, das weiß ich wohl: Heute sagt man nicht mehr „Mütterverein“, sondern „Katholische Frauengemeinschaft“. Und damit meinte man früher die Frauen, die in einer katholischen Kirchengemeinde engagiert waren. Ich habe das in allen Gemeinden, in denen ich tätig war, als sehr angenehm und hilfreich empfunden. Dass man heute eher von Frauengemeinschaft spricht, hat wohl auch damit zu tun, dass nicht alle Frauen auch Mütter sind, und außerdem ist das Durchschnittsalter der Frauengemeinschaft, soweit ich das beurteilen kann, niedriger als damals. Ja, engagiert sind sie nach wie vor, und mir tun Gemeinden leid, in denen es diese Gemeinde tragende Gruppe nicht gibt. In der Regel ist der Pfarrer damals wie heute der Präses; das bedeutet: Er gibt geistliche Impulse, Exerzitien, Gottesdienste für die Frauen, aber er ist auch voll dabei, wenn etwas Schönes organisiert werden muss.
Das Bild ist ein Foto von Holger Deilmann anlässlich der Kunstausstellung in Telgte, geschaffen und gestaltet von der unverwechselbaren Künstlerin Christel Lechner, die ihre Gestalten „Alltagsmenschen“ nennt, ein sehr passender Titel. Übrigens ist gleichzeitig eine entsprechende Ausstellung in Hiltrup. Jedes Mal stehen, sitzen oder liegen an vielen Stellen Menschen, von denen man meint, man habe sie schon mal lebendig gesehen. Auf unserem Bild sitzen also sechs „Alltagsfrauen“ direkt neben der Wallfahrtskirche in Telgte. Der Mann ganz rechts gehört nicht zur Ausstellung, er ist live, aber er scheint sich mit den vielen Frauen sehr wohl zu fühlen.
Zurück zum Mütterverein. Sowohl der Verein als auch später die KFD in der Pfarre hatten die schöne Tradition, einmal im Jahr eine Wallfahrt zu einem Marienwallfahrtsort zu machen, und zwar mit dem Bus, der immer rappelvoll war, zu einem Wallfahrtsort also, wo wir die Messe feierten; anschließend wurde Kaffee getrunken und dann noch der Kreuzweg gebetet. Ich habe das immer sehr gern mitgemacht. Marienwallfahrtsorte waren natürlich Telgte mit der wunderbaren schmerzhaften Gottesmutter, dann natürlich auch Kevelaer und Eggerode, Aengenesch, Bethen in Oldenburg, Ginderich und zahlreiche andere.
Und dann kam einmal ein ganz überraschender Vorschlag aus dem KFD-Vorstand: Wir könnten doch mal, statt zu einem Marienwallfahrtsort, auch zu einem Kreuz-Wallfahrtsort fahren. Ich fand diesen Vorschlag sehr gut, und so wurden als Wallfahrtsziel genannt: das Stromberger Kreuz, das Freckenhorster Kreuz, das Kranenburger Kreuz, das Heeker Kreuz; und eine Frau schlug (schmunzelnd) vor: das Kamener Kreuz! Nach einem herzlichen Gelächter haben wir uns für ein anderes als das Kamener Kreuz entschieden.
Ulrich Zurkuhlen