Bernwardstür
Als ich vor einigen Wochen einige Schubladen in meinem Arbeitszimmer durchwühlte, stieß ich auf wunderbare Bilder, Bildreihen, Fotos, Videos usw, unter anderem auch auf dieses schöne Foto, das ich, soweit ich mich erinnere, vor 30 Jahren in Hildesheim fotografiert habe, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung. Ich denke manchmal noch daran, wie damals Hunderte Autos, zumeist die kleinen DDR-Autos, in Richtung Westen fuhren, endlich! ! !
In Hildesheim habe ich die berühmte, bronzene Bernwardstür fotografiert, vor allem aber habe ich sie intensiv betrachtet, meditiert. Dieses wunderbare Portal am Hildesheimer Dom stammt aus dem Jahr 1015, ist also mehr als Tausend Jahre alt. Ich zeige Ihnen diesmal nicht das Gesamtwerk der Tür, sondern das Detail einer einzelnen Darstellung.
Das biblische Thema ist nicht unbekannt: Jesus geht über das Wasser zu den beiden Jüngern im Boot. Ganz am Rand möchte ich darauf hinweisen, dass der Künstler Christo dieses Motiv in seinem Kunstwerk „The Ploating Piers“ 2016 auf einem norditalienischen See als Imitation geschaffen hatte. Tausende von Besuchern sind über den See gegangen, freilich nicht direkt auf dem Wasser wie Jesus, sondern auf einer langen begehbaren Stoffbahn. Vielleicht haben manche Leute dabei doch an die Jesus-Geschichte gedacht. Eine billige Nachahmung wurde übrigens vor drei Jahren im Hafenbecken in Münster präsentiert. Jesus beherrscht das Bild, die Szene; ganz offensichtlich entspricht die Jesusdarstellung dem Bibeltext, wo Jesus tatsächlich ungeschützt über das Wasser geht; es zieht ihn eben zu den Menschen, trotz aller Beschwernisse und Gefahren. Im Boot, das sich auf unruhigen Wasserwellen bewegt, von einem der beiden Männer bewegt. Der andere steht im Boot, offenbar trägt er eine Art Proviant-Kiste, aber das ist schwer zu deuten. Vielleicht wollte der Künstler damit etwa andeuten, dass der Mann, ein Jünger, vor der Alternative stand, für sein weiteres Leben zwischen dem Proviant und der Botschaft Jesu zu wählen.Was gibt sichere Zukunft zum Leben? Die Hände beider Männer gehen auf Jesus zu, der ebenfalls seine Hand ausstreckt.
Und was verbindet die Drei? Das Buch! Und das ist wohl klar: Das Buch ist das Wort Gottes, also die Bibel; sie gibt allen die richtige Orientierung. Alle drei blicken auf das Buch. Ich finde, dass der Künstler diese Begegnung im Wort de Heiligen Schrift sehr schön geschaffen hat. Da spürt man etwas von der Nähe, die zwischen Jesus und den Jüngern herrscht, weil sie durch das Wort der Heiligen Schrift miteinander verbunden sind.
Ulrich Zurkuhlen