Meine winzig kleine Krippe
Seltsam: Das Kreuz, Zeichen des Karfreitags, ist das ganze Jahr zu sehen: in der Wohnung, in der Kirche und an wichtigen Stellen des öffentlichen Lebens. Aber die Krippe steht nur ein paar Tage, obwohl sie doch das Symbol des Mensch gewordenen Gottes ist. Bei mir ist es, was die Krippe betrifft, anders: Sie steht das ganze Jahr im Wohnzimmer. Aber das ist Absicht. Denn diese Krippe habe ich selbst als „Halbstarker“ vor mehr als 65 Jahren aus Knetgummi (Plastizin) gebastelt. Es sind winzige Figuren, das Kind in der Krippe ist gerademal zwei Millimeter groß. Die kleine Weihnachts-Krippe bedeutet mir unendlich viel.
Weihnachten: für viele Menschen der emotionale Höhepunkt des Jahres. Vor einigen Jahren hat eine Seelsorge-Zeitschrift ein interessantes Weihnachts-Szenario entworfen: Da geht es also um eine Fernsehschau wie „Wer wird Millionär?“ Der Quiz-Master stellt eine Frage und bietet vier Möglichkeiten zur Lösung an. Der Quizmaster hat die richtige Antwort auf seinem Zettel stehen, aber er darf sich seinen Wissensvorsprung nicht anmerken lassen.
Also! Der Quizmaster fragt: „Woher erlangen die Menschen das Heil?
- Durch Offenbarung von oben
- Durch Versenkung nach innen.
- Durch Eingriffe von außen.
- Durch Begegnung.
Der Quizmaster zögert, die Antwort ist schwierig. Als der Quizmaster auf seine Karte blickt, um die richtige Antwort zu erfahren, liest er nur: „Für die Antwort müssen Sie sich selbst entscheiden. Bei richtiger Antwort gewinnen Sie das Leben.“
Wissen Sie die Antwort? Möchten Sie selbst für sich das Leben gewinnen?
Haben Sie sich für Variante A entschieden? Viele Menschen meinen, da sei ein fertiges Heilspaket vom Himmel gefallen, man müsse es nur öffnen. Dann hätte man, wonach man sich gesehnt hat. Unsere muslimischen Geschwister glauben, dass Gottes Offenbarung in der Nacht der Offenbarung vom Himmeln gefallen sei, unveränderlich und endgültig. Ein Buch für immer. Gott hat es geschickt, aber Gott ist weit weg. Eigentlich bleibt Gott der unnahbar Ferne. Gott hat das Buch geschickt, es ist ein Verhaltenskodex, und der Mensch akzeptiert es oder auch nicht.
Oder meinen Sie, Antwort B sei richtig? Das ist die Religion vieler Menschen. Sie meditieren angestrengt und ausdauernd. Und entdecken dabei vielleicht Spuren des Göttlichen Das Heil ist tief im inneren Selbst verborgen, es muss gehoben werden. Der Mensch erlöst sich selbst, indem er sein eigenes Inneres weitet. Die Hindus gehen diesen Weg, auch für sie gibt es eine Heilige Nacht, in der Buddha zum Erleuchteten wurde. Ihm gilt es nachzueifern. Das Göttliche aber bleibt abwesend, passiv, der Mensch erlöst sich selbst.
Dann doch besser Antwort C.? Der Mensch muss sein Erscheinungsbild pflegen. Die Biomedizin hilft ihm, sein Leben nicht nur zu verlängern, sondern auch zu kultivieren. Der Körper ist Gegenstand göttlicher Verehrung. Die Wissenschaft ist hilfreich, auf sie setzt der Mensch seine Hoffnung. Diese Religion pflegen viele Menschen, besonders im Westen. Ich habe einmal eine Frau gefragt: „Kennen Sie unsere Kirche?“ Sie antwortete: „Doch, da komme ich beim Joggen immer vorbei.“
Dann bleibt nur noch die Antwort D. Sie ist richtig. In einer Heiligen Nacht, die wir Christen feiern, ist Gott in unsere Welt gekommen, und indem er dem Menschen Begegnung angeboten hat, kommt der Mensch zum Heil. Indem Gott Mensch wird, wird der Mensch göttlich: Die Hirten, die Weisen, die Eltern Jesu, auch die Tiere. Sie alle werden von der Begegnung mit dem göttlichen Kind angerührt. Gott will menschlich unter uns sein. Und wir Menschen können damit Gott ähnlicher werden. Menschen begegnen Gott, und Menschen begegnen einander, und zwischen beiden Begegnungen ist kein großer Unterschied. Denn Gott selbst ist Begegnung, ja sogar Liebe. Wo Liebe zwischen Menschen ausgetauscht wird, ist Gott da. In der Heiligen Nacht von Bethlehem ist unwiderruflich Gottes Begegnung mit den Menschen zu ihrem Höhepunkt gekommen.
Also: Wollen Sie das Leben gewinnen?