Tischgebete
Als ich vor langer Zeit mal mit einem muslimischen Freund in einem bekannten Fast-Food-Restaurant ein bisschen gegessen hatte, sagte mein Freund einen arabischen Satz, den ich natürlich nicht verstand. Als ich ihn fragte, was dieser Satz denn übersetzt bedeute, sagte er: „Das heißt: Ich danke Gott!“
Es ist noch nicht lange her, da war es auch unter Christen selbstverständlich, ein Tischgebet zu sprechen, und ich glaube, dass es auch viele heute noch diskret tun, ohne äußeres Zeichen, aber in tiefer Dankbarkeit dafür, dass Gott uns nicht verhungern lässt. Und es gibt für das gemeinsame Tischgebet viele gute Vorschläge, z.B. dieses Tischgebet, dass ich vor etlichen Jahren im „Neukirchener Kalender 2002“ fand, der Autor heiß Detlev Block. Hier ist der Text, den man natürlich auch still und privat beten kann:
Die Sonne steht am höchsten, das Mahl ist uns beschert.
Lob sei Dir, großer Schöpfer, der sein Geschöpf ernährt.
Wovon ich täglich lebe, und was mir Kraft verleiht,
ist, dass ich Dir gehöre in Zeit und Ewigkeit.
Ich bin wie alle Menschen an Deinem Tisch zu Gast,
dem Du die Zeit des Lebens, Herr, nur geliehen hast.
Du gabst mir einst das Leben und nimmst es wieder hin,
wenn ich nach Deinem Willen ans Ziel gekommen bin.
Herr, lehre mich begreifen, wie kurz das Leben ist
Und dass in allem Wandel nur Du derselbe bist.
Wie gar nichts sind wir Menschen, die doch so sicher sind!
Wir rennen und wir sammeln, was doch zuletzt zerrinnt.
Was meine Hände fassen, Herr Gott, ist alles Dein.
Wenn ich es dankend nehme, bin ich nicht mehr allein.
Was Du für Leib und Seele an Brot und Speise gibst,
ergreife ich als Zeichen, dass Du mich trägst und liebst.
In unserer Familie wurde ein Tischgebet gebetet, das ich heute noch vor jeder Mahlzeit bete:
Oft schon hab ich vor dem Essen betend zu Dir aufgeblickt.
Hast noch niemals mich vergessen, stets mit Speise mich erquickt.
Sieh auch diesmal auf mich nieder, zeige mir, wie gut Du bist.
Reiche mir auch diesmal wieder, was mir gut und heilsam ist!
Und dann muss ich oft daran denken, wie ich im Kindergarten vor dem Essen mit den Kindern das Lied sang: „Segne, Vater, diese Gaben!“ Und ein kleiner Junge fragte mich: „Wieso soll Gott denn nur die Gabeln segnen und nicht die Löffel?“
Ulrich Zurkuhlen