Kreuzabnahme
Natürlich haben wir für diesen Monat ein Bild aus den Passionsgeschichten ausgewählt, das zur Leidensgeschichte Jesu passt; denn vom 2.April (Palmsonntag) bis zum 8. April (Karsamstag) begehen die christlichen Kirchen diese z.T. recht grausame Geschichte von den Umständen des Jesus-Todes. Auf vielen Kirchentüren des Mittelalters, aber auch der Neuzeit sind Szenen der Passion Jesu abgebildet, auch auf unserem Bild heute vom Eingangsportal der Kirche S. Zeno in Verona. Wir haben schon vor einigen Monaten Bronzereliefs aus dieser berühmten Portal-Tür gezeigt. Insgesamt zeigt dieses Portal in biographischer Reihenfolge 48 Reliefs. Nicht ganz klar ist unter Experten, wann diese Tür eigentlich geschaffen ist: wahrscheinlich vor oder in dem Jahr 1138.
Ebenso umstritten ist das Thema unseres Bildes: Jesus am Kreuz oder Kreuzabnahme? Aber eigentlich stehen beide Ereignisse in unmittelbarem Zusammenhang; widmen wir uns also dieser Szenerie. Jesus hängt am Kreuz – oder steht er eigentlich. Das letzte scheint das Bild zu zeigen, aber das ist etwas seltsam. Denn die Bibel und alle nachfolgenden Deutungsversuche sprechen doch von einem grausamen Tod. Der Körper des Sterbenden wird von Joseph von Arimathäa umschlungen. Joseph wird ja bald für die Bestattung Jesu sorgen. Oder ist er bereits dabei, den Toten vom Kreuz abzunehmen? Und Nikodemus steht rechts mit der Zange daneben. Also doch Kreuzabnahme? Seltsam ist allerdings wiederum, dass Jesus offenbar die Augen leicht geöffnet hat; lebt er? Und sein Mund ist eine eigenartige Mischung aus Schmerz und leichtem Lächeln. Und daneben stehen an den Seiten Maria und Johannes, die uns ja von vielen Kreuzesdarstellungen direkt unter dem Kreuz stehend bekannt sind. Hier lassen sie offenbar den beiden „Kreuzabnehmern“ den Vortritt.
Darüber sind zwei seltsame Gestalten, die Sonne und Mond darstellen; das soll wohl an die aus der Bibel bekannte Finsternis beim Tode Jesu erinnern.
Wir werden in den nächsten Monaten noch einmal auf das herrliche Portal in Verona zurückkommen. Und die Basilika S. Zeno gilt für manche – nein für viele! – als die schönste Basilika Italiens.
Aber wir wollen noch einmal auf den theologischen Gehalt der Szene auf dem Bronzerelief zurückkommen. Der Tod Jesu ist die eigentliche „Zeitenwende“ zwischen dem Gott, der vorher in und für die Welt gewirkt hat, und dem Gottessohn, der sich für diese Welt aufopfert, weil Menschen es so wollen. Und dem Tod folgt die Auferstehung; beides ist nicht voneinander zu trennen. Deswegen ist es für Christen sinnvoll, diese Woche von Tod und Auferstehung etwas besinnlich und meditativ zu gestalten. Vorschlag: Lesen Sie in der Bibel von den grausamen, aber auch von den wunderbaren Geschichten aus der Biographie Jesu.. Ich lese und meditiere jeden Morgen vor dem Frühstück ein Kapitel aus dem Buch „111 Bibeltexte, die man kennen muss.“ Es ist für mich eine geistliche Bereicherung..