Das romanische Tympanon von St. Lambertus in Ense
Wissen Sie, wo Ense liegt? Bis vor Kurzem wusste ich es auch nicht. Aber ein Kollege von mir, selber Kunstkenner, der meine Begeisterung für romanische Kirchen kennt, hat mich auf die St. Lambertus-Kirche in Ense hingewiesen. Und dann bin ich mal nach Ense gefahren. Es ist ein Vorort von Bremen und wird meistens mit dieser Doppelbezeichnung Bremen-Ense genannt. Die rein romanische Kirche ist wunderbar; sie hat neben dem Hauptschiff zwei halb so hohe Seitenschiffe, einen romanischen Turm usw. Ich war begeistert.
Die Kirche ist vor 1040 erbaut; die ersten Urkunden stammen etwa von 1079; sie gehört wohl zum St.Georg-Stift in Köln. Was mich aber besonders interessierte und faszinierte, war das Südportal. Es ist, wie der meiste Teil der Kirche, aus dem sehr weichen und witterungsabhängigen Grünsandstein. Deswegen ist die Kirche, auch das Portal, ziemlich verwittert, besonders die Säulen des Portals. Und oben ist das Tympanon, das Sie auf unserm Bild sehen und dem wir in diesem Monat besonderes Interesse entgegen bringen. Es ist die etwa um das Jahr 1100 entstandene Krippe, und Fachleute sagen, dass das wohl die älteste Krippendarstellung in Westfalen ist. Auf den ersten Blick ist sie mit anderen Krippen vergleichbar, Allerdings: Das oben liegende Kind ist so in Windeln eingewickelt, dass es fast wie ein Brot-Laib aussieht. Da hat der Unbekannte Künstler sich bestimmt etwas dabei gedacht. „Ich bin das Brot des Lebens!“ wird der erwachsene Jesus später sagen. Von diesem „Brot“ werden die Menschen leben, auch über den Tod hinaus.
Unter der Krippe liegt Maria; das kennt man auch aus anderen romanischen Krippendarstellungen, z. B. am Taufstein in Freckenhorst, der nur wenig jünger als diese Darstellung in Ense ist. Rechts von der Krippe ist Josef zu sehen, mit einem zweigeteilten Bart; und links einer der anbetenden Hirten. Und oben, ziemlich verwittert, Ochs und Esel. Das Weihnachtsteam ist auf dieser uralten Krippendarstellung komplett.