Lasst uns das Kind anbeten
Noch einmal ein Portal an der Südseite der Lamberti-Kirche in Münster, fast neben dem November-Portal. Ich erinnere daran: Im Jahr 1910 von einem genialen Künstler in Sandstein geschlagen. Das Motiv ist klar: Die Geburt des Kindes in Bethlehem. Dieses Motiv ist in der Kunst wohl tausendmal vertreten.
Oft sind die Weihnachtsbilder ziemlich verkitscht, z.B. wenn so eine Familienidylle dargestellt ist, möglichst noch Geknutsche zwischen Mutter und Baby. Und was mich bei vielen Weihnachtsdarstellungen ärgert: Sowohl Maria als auch die übrigen Personen sind chic gekleidet, während das Kind splitternackt ist: Reichte das Geld nur für die Kleidung der Erwachsenen, aber nicht mehr für das Kind? Auch manche Darstellungen Maria mit dem Kind sind ähnlich gestaltet. Was haben sich die Macher bloß dabei gedacht?
An unserem Weihnachtsbild von St. Lamberti gefällt mir die Distanz zwischen dem Jesus-Kind und Maria und Josef: kein Gekuschel, kein Geknutsche, sondern offenbar der Respekt vor dem neugeborenen Gotteskind. Da macht man kein Theater und keine Intimität, sondern das Kind ist offenbar von einer ganz anderen Dimension als die übrigen Menschen. Maria und Josef haben das verstanden. Das Kind kann man nur anbeten.
Über der Szene ist wohl ein Gottesbild und darunter Engel mit der Weihnachtsbotschaft zu sehen. Das ist der Kern der weihnachtlichen Erlösungsgeschichte.