Kapelle im Klarastift Münster
In den vergangenen Monaten habe ich Ihnen zahlreiche Kirchenportale gezeigt und versucht, diese z.T. herrlichen Kunstwerke zu deuten; mit Freckenhorst fing es an, aber es waren auch Bocholt St.Paul, Marienthal, Hildesheim, Salzburg, München Santiago de Compostela, Zürich, Hiltrup usw. dabei: Ich finde etliche dieser zumeist aus Bronze hergestellten Tore deswegen so faszinierend, weil sie nach außen tragen, wozu eigentlich das Innere der Kirche bestimmt ist; sie sind im wahrsten Sinn des Wortes „einladend“. Und noch etwas fällt mir auf: In vielen Fällen sind die Kunstschaffenden unbekannt. Das bedeutet: Wir haben es gerade nicht mit der Selbstdarstellung von Künstlern zu tun, sondern mit Menschen, die die Heilsbotschaft unübersehbar an andere weiter tragen. Was geschieht mit Menschen, die ganz schlicht an einer Kirche vorbeigehen und deren Blick auf ein wunderes Kunstwerk, auf ein unübersehbares Glaubensdokument fällt?
Und manchmal geschieht etwas ganz anderes, wie z.B. bei dem heutigen Tor-Bild. Da kommen nicht zufällig Leute vorbei, die plötzlich fasziniert sind von einem Kunstwerk mit
Ausstrahlung, Denn dieses Kirchen-Tor befindet sich im Innern eines Altenpflegeheims in Münster, dem Klarastift an der Andres-Hofer-Straße. Insofern ist dieses Tor wohl ausschließlich Bewohnern des Hauses bekannt, vor allem, wenn sie am Sonntag zur Eucharistie in die Kapelle kommen. Mir selbst wäre das Tor auch verborgen geblieben, wenn ich nicht jede Woche in dem Heim mit einer kleinen Gruppe von dort Wohnenden Eucharistie feiern würde.
Wenn ich die Schrift richtig entziffert habe, war der Kunstschaffende ein gewisser Gerhard Wild, und das Jahr der Schaffung dieser Bronzetür war 1957. Mehr weiß ich nicht davon. Das Foto zeigt nur die Hälfte der Tür, aber dieses Bild ist wohl das eigentlich Entscheidende: der gute Hirt, ein freundlicher junger Mann. Es sieht so aus, als ob er die Schafe, die ihm zu Füßen liegen, segnen würde; ein wunderbares Motiv der gegenseitigen Nähe von Hirt und Herde. Ich meine, dass das eine wunderbare Interpretation von der biblischen Geschichte ist, in der Jesus sagt: Ich bin der gute Hirt!
Daneben steht ein Wort des Gebetes, das wohl den betagten Menschen im Heim einen Anstoß zum Vertrauen auf den guten Hirten gibt: „In den Tagen des Alters, HERR, wirf mich nicht weg.“ Und weiter: „Wenn meine Kräfte schwinden, verlass mich nicht.“ Welch ein wunderbarer Gebetsanstoß für Menschen, die die Last und Mühe des Alters tragen müssen.
Ich finde das Tor und das Gebetswort großartig.