„Jüngstes Gericht“ – Westportal St.Foy in Conques
Conques ist eine wunderbare Stadt im Südosten von Frankreich; sie liegt am französischen Pilgerweg nach Santiago de Compostela und wird deswegen seit Jahrhunderten von vielen Menschen besucht; übrigens liegt sie nicht weit entfernt südlich von der Bocholter Partnerstadt Aurillac. Man sagt, die Kathedrale, die der heiligen Foy ( „Fides“) geweiht ist, sei eine der schönsten romanischen Kirchen Frankreichs, vor allem das einzigartige West-Portal; darüber gleich mehr. Conques war wie viele französische Städte ursprünglich ein Kloster nach den Regeln des H.Benedikt. Die Legende sagt übrigens, ein Mönch von Conques habe sich in eine Nachbarabtei eingeschlichen und sich in zehn Jahren das Vertrauen der dortigen Mönche erworben. Und dann habe er endlich seinen Plan ausgeführt und die Reliquien von St. Foy gestohlen, auf die die Mönche von Conques schon lange scharf waren. Es ist übrigens nicht unwichtig, dass die Klöster am Pilgerweg für die Pilger Unterkunft anboten; das hat sie berühmt gemacht.
Ich habe vor vielen Jahren Conques und seine wunderbare Abtei besucht, ein ganz außerordentliches Erlebnis. Ich kam von Le Puy und fuhr weiter in das ebenso berühmte Moissac; nein, das war keine Pilgerreise zu Fuß, sondern mit dem Auto.
Über das Westportal schreibt ein sehr bekanntes Reiseführer-Buch: „Das herrliche Tympanon des Westportals, das eine Darstellung des Jüngsten Gerichts zeigt, zählt zu den schönsten Kunstwerken der Romanik.“ („Schatzkammer Europa“ des ADAC) Als Jahreszahl wird 1130 angenommen, das wäre ein Jahr jünger als Freckenhorst (1129). Und jetzt widmen wir uns der wunderbaren steinernen Relief-Darstellung: Wie immer links der Himmel, rechts die Hölle. oben: Ein Engel (Michael?) hält die Seelenwaage, so hat man sich ja das Jüngste Gericht gedacht. Darüber, auf unserem Bild nicht zu sehen, sitzt der Weltenrichter .Rechts versucht ein sehr hässlicher Teufel, die Seelenwaage aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der eigentliche Kern der Darstellung ist unten: Links führt ein Engel (oder ist es Christus selbst?) die Guten in das Himmelstor, das ganz links zu sehen ist. Und der widerliche Teufel bedient sich eines riesigen Knüppels, um die Bösen in das riesige Maul des Leviathan, also des absolut Bösen, zu schicken. Man kann sich das Bild, das ein Ausschnitt aus dem Gesamtportal ist, lange ansehen.
Am Ende kommt man zur Erkenntnis: Das ist ein Bild, keine Realität. Auch wenn das Bild einem etwas Schrecken einjagt: es hat auch eine Prise von Humor. Und das ist gut so. Das Bild wird uns heute keine Angst mehr einjagen und dadurch unserem Leben die richtige Richtung geben. Aber so haben die Menschen früher gedacht und gelebt. Ob es ihnen auf dem Weg zum Himmel geholfen hat? HaHaHa!