Steinrelief im Ingolstädter Münster
Ich war mit meiner Schwester eine Urlaubswoche in Ingolstadt. Ingolstadt ist eine wunderbare Stadt in Bayern, zwischen München und Nürnberg. Und weil meine Schwester dort 46 Jahre gewohnt hat, zieht es uns immer wieder dort hin. Das Schönste in Ingolstadt ist nach meiner Meinung die Asam-Kirche „Maria de Victoria“, in der ich übrigens vor etlichen Jahren mit einer großen Pilgergruppe die Hl. Messe gefeiert habe. In dieser Kirche ist ein einzigartiges Deckengemälde, das in der ganzen Welt kein vergleichbares Ebenbild hat; es wirkt dreidimensional: Wenn man z.B. einen Baum auf dem Bild von einer Stelle in der Kirche sieht, liegt der Baum am Boden; wenn man ihn von einer ganz anderen Stelle in der Kirche sieht, steht derselbe Baum senkrecht. Toll!
Wunderbar ist auch die Hauptkirche in Ingolstadt, das „Münster unserer lieben Frau“. Ich wollte eigentlich gern das Steinrelief, das sich in der Kirche befindet, sehen, aber es war leider nicht möglich, da es sich heute im Museum befindet. Deshalb beschränke ich mich auf diese frühere Fotographie. Das Relief befand sich früher als Platte an einem Tor, entweder an einem Ingolstädter Stadttor oder an einem Kirchenportal. Es wurde um 1430 von einem unbekannten Steinmetz geschaffen. Diese Reliefplatte wurde, wie man aus alten Urkunden weiß, für das Grabmal eines gewissen Herzogs Ludwig geschaffen. Wieso das Bild seinen Ort später gewechselt hat, ist ungewiss.
Was zeigt das Bild? Links unten kniet der Herzog, dem das Bild gewidmet war, in seiner Rüstung vor einem Altar, der die Heilsgeschichte interpretiert. Der Herzog trägt als Zeichen der Ehrfurcht einen Umhang. Es ist ein nicht unvertrautes Bild, dass Gott Vater das Kreuz seines Sohnes in Händen hält. Und dazwischen ist die Taube des Heiligen Geistes zu sehen. Das ist ein Abbild der damaligen Dreifaltigkeits – Theologie, die wir heute ein wenig anders deuten. Unten ist der bayrische Löwe zu sehen und das bayrische Herrscher-Wappen. Was hat der Künstler wohl mit seinem Bild theologisch andeuten wollen? Vielleicht, dass die dreifaltige Gottheit im Himmel, wo auch Engel und vermutlich Maria sind, und das Bayrische Volk eng miteinander verbunden sind, einerseits durch die Frömmigkeit des knienden Herzogs, Andererseits durch einen Stab, der Himmel und Bayern miteinander verbindet.
Der Künstler hat sich etwas bei seinem Werk gedacht; das beeindruckt mich immer wieder.