Limbus
Natürlich weiß ich nicht, ob Sie zu den Millionen TV-Zuschauern gehörten, die vor einer Woche den Münster-Tatort gesehen haben. Ich bin kein Krimi-Fan, aber dieser Krimi hat mir sehr gefallen, auch weil er sich in einem geistigen Milieu bewegte, das sonst selten vorkommt. Der Titel des „Tatort“ hieß „Limbus“, und viele werden gefragt haben, was denn das ist; der Film gab dazu eine ziemlich surreale Antwort. „Limbus“: ist das nicht das Fremdwort für „Heiligenschein“? Auf vielen Bildern tragen Jesus und die Heiligen doch einen Limbus? Irrtum! Das ist ein „Nimbus“! bitte Limbus und Nimbus nicht verwechseln. Ein Jugendlicher sagte mir, er habe den Münstertatort „Linienbus“ gesehen! Vergessen Sie es!
Der Limbus ist ein hochtheologischer Begriff, der etwa seit dem 12, Jahrhundert gebräuchlich ist. Er gehört in die Reihe der verschiedenen „letzten Dinge“, die im Theologiestudium fast ein ganzes Semester ausmachen: Himmel und Hölle, Fegefeuer, Vorhölle und Unterwelt…und sie merken, dass wir uns auf der gefährlichen Grenze zwischen Theologie und Mythologie bewegen, also in einer Geschichte, die mit der Realität nicht viel zu tun hat. Deswegen kennt auch kaum jemand den „Limbus“, außer im Tatort.
Es gibt sogar zwei verschiedene Limbi in der Mythologie: den Limbus patrum, mit dem der Ort gemeint ist, wo die gestorbenen Gerechten des Alten Bundes ihr Ziel gefunden haben, aus dem sie von Jesus zwischen Tod und Auferstehung erlöst sind: „abgestiegen in das Reich des Todes“ (früher: „abgestiegen zu der Hölle“…)
Aber es gibt, so die theologische Mythologie, auch den Limbus puerorum, wo die Seelen der ungetauft gestorbenen Kinder – und der abgetriebenen, schon vor ihrer Geburt ermordeten Kinder – ans Ziel bei Gott kommen. Vor allem die zweite Limbus-Definition hat jahrhundertelang die Menschen beschäftigt, zumeist als „Vorhölle“ bezeichnet.
Merken Sie? Das ist nicht mehr unsere Glaubenssprache, und das ist auch gut so. Das II. Vaticanum hat allen Menschen, ob Christen oder Nichtchristen, das Heil beim unendlich guten Gott zugesagt. Der Limbus gehört nicht mehr zum Glaubensgut der katholischen Kirche.
Gott will das Heil und die Seligkeit aller Menschen. In der vorkonziliaren Glaubensaussage hieß es oft noch: „Gott belohnt die Guten mit dem Himmel, und die Bösen bestraft er mit der Hölle.“ Nein, sondern Gott hat die Macht, alle Menschen zu erlösen. – Ich habe allerdings als Kind noch die schrecklichen Höllenbeschreibungen gelernt; ich habe panische Angst vor dem Feuer gehabt. Bis im ersten Semester meines Studiums der berühmte Professor Volk, später Bischof und Kardinal sagte: „Ich glaube, dass es die Hölle gibt, aber ich glaube nicht, dass jemand drin ist.“ Das war eine echte Befreiung!
Apropos „Hölle“: Einige Bocholter Freunde und ich wollen eine Broschüre herausgeben zum Thema „Hölle“! Der Anlass: In Bocholt gibt es einen Landweg mit Namen „Hölle“. Wer möchte, kann sich daran beteiligen, entweder mit den eigenen „Höllenerfahrungen!!!“, oder einfach „Wie stelle ich mir die Hölle vor? Geben Sie Reinhold Benning oder mir kurz Nachricht, wenn Sie mitmachen. Dies ist eine freundliche Einladung!
Ulrich Zurkuhlen