Berg Athos
Das ist schon vierzig Jahre her, dass ich mit einigen Freunden eine Tour zum Berg Athos in Griechenland gemacht habe. Einige Jahre davor hatte ich mit einer Gruppe von Loburger Schülern bereits die gleiche Tour gemacht. Ich kenne kaum ein Reiseziel – oder besser: Pilgerziel! – als diesen Heiligen Berg. Beide Fahrten hatten wir mit dem Auto bis Griechenland gemacht, aber zum Athos kann man nicht mit dem Auto fahren, sondern bis Ouranopulos, einer kleinen Stadt kurz vor der Grenze zum Athos; denn der Athos ist, so unwahrscheinlich das klingt, ein eigener Staat, der lediglich politisch von Griechenland vertreten wird.
Von Ouranopulos aus muss man dann mit dem Schiff zum einzigen Schiffsanleger des Athos fahren; denn den Landweg gibt es nicht. Auch auf dem Athos selbst kann man nur zu Fuß gehen; keine Straßen! Da gibt es keine Fahrzeuge, allenfalls fahren dann kleine Lastautos, die die Klöster dort versorgen. Gut, dass wir einen griechischen Reisebegleiter hatten; denn der war vom vielen Gehen bergauf bergab nicht begeistert und hielt manchmal so ein Fuhrwerk an, das uns dann eine Strecke mitnahm.
Die Halbinsel, schmal und lang gestreckt, liegt südlich von Griechenland, es ist die östliche der drei Halbinseln. Der Berg Athos selbst ist mehr als 2000 Meter hoch und liegt ganz am Ende der Halbinsel, die ganz vom Wasser des Mittelmeers umgeben ist.
Zwei Dinge sind für die Athos-Besucher ein bisschen ärgerlich: Erstens darf man nicht fotografieren, das ist uns nur durch Bestechung der Zöllner durch unseren griechischen Freund gelungen, und zweitens dürfen nur Männer auf die Insel, auf keinen Fall Frauen. Das ist sehr mittelalterlich, aber so ist es: Wenn eine Frau bei einer Griechenland-Fahrt dabei ist, muss man sie in Ouranopulos zurücklassen.
Das Wichtigste: Die Insel des Berges Athos besteht aus zwanzig orthodoxen Klöstern, die in den Bergen weit zerstreut liegen: griechisch-orthodox die meisten, aber auch ein russisch-orthodoxes und ein serbisch-orthodoxes Kloster. Andere Wohnhäuser gibt es nicht. Wir durften in den Klöstern mit den Mönchen essen, und wir durften dort auch schlafen. Das schönste Kloster ist, ganz oben, wie auf dem Bild zu sehen ist, das Kloster „Simonos Petras“. Außer den Klöstern gibt es viele Einsiedler. Schwierig war für uns zunächst, dass die Mönche eine andere, uralte Zeitrechnung haben. Schlafzeit war von etwa 18 Uhr bis morgens zwei Uhr. Das Mittagessen gab es nach unserer Zeitrechnung gegen 9 Uhr morgens.
Der Athos ist das einzige Land, in dem die Ausübung der Religion, der christlichen Religion in der orthodoxen Form, das Wichtigste ist; alles andere ist unwichtig, falls überhaupt vorhanden. Aber ein ganz kleines Andenken habe ich geklaut: eine Coca-Cola-Flasche mit griechischer Aufschrift! Dafür habe ich an etlichen Liturgien teilgenommen, immer mit denn herrlichen orthodoxen Gesängen. Das umso lieber, weil ich als junger Student in einem ostkirchlichen Chor war und als Tenor-Solist jedes Mal das Glaubensbekenntnis in russischer Sprache singen durfte. Starke, geistliche Erinnerung.
Ulrich Zurkuhlen