Das Kirchenportal der Abtei Saint-Maurice (Schweiz)
Im Jahr 2007 habe ich mit mehr als 60 Mitpilgernden, auch etlichen Jugendlichen, eine Pilgerreise zu Wallfahrtsorten in der Westschweiz und Burgund gemacht. Da sind starke Erinnerungen geblieben, ganz besonders an die Schweizer Abtei Saint-Maurice auf dem Weg von Lausanne nach Martigny. Saint Maurice ist der Ort, an dem der heilige Mauritius und seine Gefährten (Sankt Mauritz) ermordet und begraben sind. Das Grab von Sankt Mauritz ist unten in der Erde gut zu sehen, oben in der herrlichen romanischen Kirche ist ein wunderbarer Schrein mit den Gebeinen des Heiligen; dort haben wir damals die heilige Messe gefeiert, und ich vermute, dass dieser heilige Ort vor allem den Gemeindemitgliedern der Pfarrei St.Mauritz in Münster bekannt ist.
Aber es war eben nicht nur St. Mauritz, der dort den Märtyrertod starb, sondern mit ihm 270 Soldaten der Thebanischen Legion. Das waren junge römische Soldaten, die aus Ägypten und einigen anderen Ländern stammten und Christen waren. Sie mussten ihren Kriegsdienst also im Gebiet der heutigen Schweiz und Frankreich leisten und wurden um das Jahr 300 unter den berüchtigten römischen Kaisern Maximian und Diokletian ermordet, weil sie ihrem christlichen Glauben nicht abschwören wollten. Der Kommandant Mauritius gab dem Kaiser, der den Soldaten den Befehl gab, ihn als Gott zu verehren und dem christlichen Glauben abzuschwören, folgende Antwort:
„Kaiser, wir sind Deine Soldaten, vorerst jedoch stehen wir im Dienste Gottes. Dir gehört unsere Tapferkeit im Krieg, Ihm unser schuldloses Leben. Du gibst uns Sold für unsere Strapazen; Er schenkt uns den Anbeginn allen Lebens. Nicht einmal auf kaiserlichen Befehl dürfen wir unseren Gott und Schöpfer verleugnen, der auch Dir Gott und Schöpfer ist, magst Du es wollen oder nicht“
Die gesamte Abteikirche ist wunderbar und überaus sehenswert. Aber jetzt geht es um das herrliche Bronzeportal, das im Jahr 1999 von den Künstler(inne)n Philippe Kaeppelin und Madeline Diener geschaffen wurde. Es zeigt auf der Vorderseite acht Menschen, zugleich Soldaten (Lanzen) und Märtyrerpalmen; sie richten ihren Blick auf den Weltenherrscher, den auferstandenen Jesus.
Ungewöhnlich und wunderbar aber ist vor allem, dass auf der Innenseite des Portals die Namen der 270 Märtyrer jeweils in ihrer Originalsprache vorhanden sind, jeweils auf einzelnen Platten, insgesamt in 27 Sprachen. Und in der Mitte, an den Türgriffen mit Alpha und Omega, stehen die Namen der zwölf Apostel.
Ich kenne wenige moderne Kunstwerke, die von solcher Innerlichkeit, aber auch geschichtlicher Authentizität sind.
Und die heutigen christlichen Märtyrer, z.B. die 21 koptischen Märtyrer, die vor wenigen Jahren wegen ihres christlichen Glaubens getötet wurden? Verdrängt und vergessen; an keiner Kirche kann man ihre Namen lesen. Und man weiß so gut wie nichts mehr von ihnen.
Ulrich Zurkuhlen